Schon seit Wochen habe ich geplant ein neues Geschirr für meinen kleinen Balu zu machen. Am vergangenen Montagabend habe ich mich tatsächlich dazu motivieren können. Motivieren, da ich echt ein totaler Montagsmuffel bin. Da habe ich gewöhnlich nicht sonderlich viel Lust auf noch mehr Arbeit nach der Arbeit. Nicht so diesen Montag! Ich habe schön zeitig Feierabend gemacht mir ein Glas Weißweinschorle eingeschenkt und die olle Nähmaschine von Mama aus dem Schrank geholt. Mancher wird sich fragen „Warum nicht einfach ein Geschirr kaufen?“. Ja das hat mehrere Gründe. Mein kleiner Racker bringt stolze drei Kilogramm auf die Waage. Allein dem entsprechend etwas passendes zu finden ist schon schwer. Am Ende sitzt das Geschirr dann doch nicht 100% richtig und ich bin wieder 40 Tacken los. Irgendwann hab ich spaßeshalber im Internet gesucht, ob es denn sehr aufwendig ist ein Geschirr selbst zu erstellen. Viele vor mir sind auch schon auf die Idee gekommen. Man findet demnach ein paar Anleitungen. Leider sind nicht immer ausreichend Bilder vorhanden. Egal. Einfach mal probieren! Aufgeben kann ich immer noch.
Erste Anlaufstelle war das Nähfachgeschäft in Bruchsal. Dieses Geschäft gibt es schon seit ich denken kann. Nie hätte ich gedacht, dass es mich einmal dorthin verschlagen würde. Die Auswahl ist relativ groß für den kleinen Laden. Alles was ich benötige habe ich jedoch leider nicht bekommen. Im Internet habe ich bei folgenden Anbietern bestellt:
- http://www.naehkaufhaus.de/
- http://www.pfotenprunk.de/
Kleine Anekdote: Als ich das erste Mal ein Geschirr gemacht habe war es noch kalt. Also wollte ich einen Stoff für die Polsterung der wärmt. Ich habe mich für Fleece entschieden. Lässt sich gut schneiden, franzt nicht aus. Irgendwie habe ich nur an die Länge der Streifen gedacht, die ich für die Polsterung benötige."Ab einem Meter bekommen Sie diesen Stoff!". Ich dann (ohne hinzusehen): "Oh. Nein da brauche ich schon mehr. Machen sie 2 Meter. Einmal grau und dunkelblau." Das Ende vom Lied - Ich habe nun zwei neue Fleecedecken. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass es sich immer um 1 Meter Breite auf 1,50 Meter Länge handelt?
Was wird benötigt?
Neben Nähmaschine, Spule, Faden, Schere und Feuerzeug braucht man noch Stylefix. Was das kann erkläre ich später noch genauer. Für das Geschirr an sich wird benötigt:
Im Sommer ist Fleece natürlich nichts. Da schwitzt der Kleine nur noch mehr. Daher verwende ich für das Innenfutter „Mesh“. Das ist übrigens der Stoff, der auch in Sportbekleidung verarbeitet wird. Mesh ist ein Gewebe, das mit Poren versehen ist die eine optimale Luftzirkulation ermöglichen. Sie sind jedoch klein genug um die Aufnahme von Feuchtigkeit zu verhindern. Perfekt für den Sommer. Warum ein Polster? Ja, weil das Geschirr schön bequem sein soll. Gurtband ist ja nicht gerade weich. So ist es einfach angenehmer für den Kleinen.
Vorbereitung
Das Gurtband muss in mehrere Stücke geschnitten werden. Ich nehme ein altes Geschirr zur Hand und messe die Längen einfach nach. Wichtig: Immer circa 5 bis 10 cm dazurechnen. Die Enden müssen am Ende umgeschlagen und vernäht werden. Gekürzt ist das Gurtband gleich. Weniger ist hier mehr!
Den Bauchumfang des Hundes (rot) wird bei kleinen Hunden ca. 6 cm hinter den Vorderbeinen gemessen. Eng anliegend wird die Länge so gemessen, dass die Enden des Gurtbandes sich berühren. Die Länge des Rückenstegs (gelb) wird vom Widerrist (das ist der erhöhte Übergang vom Hals zum Rücken) zu dem Punkt der Wirbelsäule gemessen, an dem der Bauchgurt beginnt. Der Halsumfang (blau) wird vom Widerrist um den Hals herum bis hin zum Brustbein gemessen. Zu guter Letzt muss noch die Länge des Bruststegs (grün) gemessen werden. Diese misst man vom Brustbein bis zum Beginn des Bauchgurtes.
Nähmaschine startklar machen
Im folgenden Schritt kommt der unangenehme Teil, zumindest für Ungeübte. Faden und Spule müssen eingesetzt werden. Das korrekte Einfädeln ist sehr wichtig. Glaubt mir, das war ein riesiger Krampf beim ersten Mal. Ewig bin ich dran gesessen. Der Stich sah super aus, aber nur von oben… Unten hat es immer so blöde Schlaufen geschlagen. Fadenspannung ist das Zauberwort. Idealerweise hat man eine Anleitung für die Maschine.
Auf die Plätze fertig, NÄHEN!
Als erstes vernähe ich das Gurtband für den Hals mit der Polsterung. Die Polsterung muss grundsätzlich zuerst vernäht werden. Soll das Geschirr überall gepolstert sein dann den gewünschten Stoff in diesem Schritt anbringen. Mit dem Stylefix kann man Stoffe ganz ohne Nadeln fixieren und somit leichter vernähen. Durch die Fixierung verzieht sich der Stoff beim Nähen nicht so schnell. Wer das Geschirr dauerhaft mit dem Webband verzieren möchte muss dieses ebenfalls gleich anbringen. Polsterung und Webband können unabhängig voneinander vernäht werden. Idealerweise macht man das aber mit einer Naht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Verzierung gerne dauerhaft am Geschirr haben möchte. Aus diesem Grund klebe ich das Webband nur mit etwas Stylefix fest (siehe weiter unten).
Nachdem das geschafft ist muss Balu Model stehen. Da er sich gerne fotografieren lässt ist das kein großer Act. Ich schaue trotz dem Ausmessen gerne nach an welcher Stelle ich die Naht am besten setze. Das Halsband dem Hund anlegen und so ausrichten, dass der Ring auf dem Brustbein sitzt. Er darf nicht zu weit oben sein. Das wäre schlecht, denn der Ring würde auf den empfindlichen Hals des Hundes drücken. Nicht umsonst heißt es ja Brustgeschirr. Der Rundring hält den Stoff eigentlich an der Stelle an der man ihn platziert hat beim Ausrichten. Einfach ein bisschen vorsichtig sein beim Überstülpen des Halsgurtes. Es handelt sich hier ja aber auch nicht um Millimeter-Arbeit.
Beim Vernähen der Enden kann man diese einfach umklappen (links). Wen es aber stört, dass der Stoff an den Seiten etwas absteht, der kann das Band schräg abschneiden (rechts). Der schräge Schnitt richtet das Geschirr auch besser aus. Es muss sich ja perfekt um den Hals legen.
Als nächstes wird der Steg für Rücken und Brustbein angebracht. Die Anpassung in Bezug auf Körperbau und Länge kommt erst später. Hier kann man ohne Weiteres die beiden Gurtbänder jeweils anbringen.
Was nervig ist, ist das Einfädeln des Steckschließers und der Schnalle. Auch hier schaue ich mir das gerne von einem anderen Geschirr ab. Um das Geschirr verstellen zu können benötigt man eine Schnalle. Ist das nicht gewünscht kann man den Bauchumfang auch genau messen und nur mit einem Steckschließer arbeiten. Da Balu’s Bäuchlein mal mehr, mal weniger Umfang hat verwende ich die Schnalle.
Als nächstes wird der zweiten Rundring angebracht. Dieser ist später für die Befestigung der Leine gedacht. Natürlich an dem Steg, der sich auf dem Rücken des Hundes befindet. Im Anschluß daran vernähe ich die Enden an dem Steckschließer und der Schnalle.
Hat man alles richtig gemacht besitzt man nun zwei Teile. Fast geschafft!
Das Halsband mit den beiden Stegen dem Hund anlegen. Der Bauchgurt, den ich zuvor mit Steckschließer und Schnalle versehen habe lege ich ebenfalls um. Jetzt ist Genauigkeit gefragt. Das Ausrichten von Steg und Bauchgurt muss stimmen. Sonst sitzt das ganze Geschirr nicht richtig. Nicht nur, dass es ihm vielleicht nicht richtig passt. Nein, dass kann auch zu einer Fehlhaltung führen.
Kleiner Tipp: Der Steg am Rücken ist etwas kürzer als der Steg am Bauch. Ich stecke die Bereiche mit einer Nadel fest wie auf dem Bild zu erkennen ist. Natürlich mit der Nadel nach oben und schön die Hand darunter halten. Wir wollen unserem Vier-Beiner ja keinen Piekser verpassen.
Die jeweiligen Enden werden nun vernäht. Fast geschafft!
Ich will das Geschirr mit Webband verzieren, dieses befestige ich lediglich mit zwei Streifen Stylefix. So kann ich es später bei Nicht-Gefallen einfach entfernen ohne extra die Naht öffnen zu müssen.
Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Ich glaube auch der kleine Balu ist zufrieden.
Melanie Samsel
06 . 03 . 2022Vielen Dank für die Anleitung! Ich finde, es ist eine richtig süße Idee, seinem Hund ein individuelles Geschirr zu basteln. Meine Hündin hat leider empfindliche Haut und benötigt gut gepolsterte Geschirre. Es ist daher gut zu wissen, dass man sowas auch komplett mit einer Polsterung versehen kann.
Jenny
17 . 07 . 2015Also wenn ich auch einen kleinen Balu hätte – dann hätte ich jetzt definitiv auch ein Hundegeschirr genäht! Super Beitrag, motiviert zum Nachmachen =)
Lavie Deboite
17 . 07 . 2015Aaaaaaaalter wie süß is das denn bitte?! Ich wusst gar nicht, dass du sowas kannst. Respekt! Wahnsinnig tolle und detailreiche Anleitung und ich find das Bild von Balu beim Modell stehen einfach genialst!
Jay
17 . 07 . 2015Learning by doing :) sieht tatsächlich komplizierter aus als es ist! Ja Babel posed immer total vor der Kamera :D Total arg!!