Nein zur Schule, und jetzt?
Wir sind als Familie jetzt erstmal auf Reisen. In unserem Umfeld wurde diese Nachricht zuerst relativ entspannt, wenn auch etwas ungläubig aufgenommen. Ich glaube für viele war es mal wieder eine „unserer Ideen“, gegen die man meist sowieso nicht ankommt und die früher oder später vielleicht sogar wieder vergehen. Zumindest war das mein Eindruck. Als wir jedoch konkret in die Planung eingestiegen sind und Zeiträume wie „Wochen“ oder „Monate“ zur Sprache kamen, kippte die Stimmung merklich. Hauptkritikpunkt war dabei ganz klar „der Bub muss doch zur Schule“. Sprich unser ältester Sohn, wäre dieses Jahr eingeschult worden. Die Betonung liegt dabei auf „wäre“. Denn unser Großer, der schon immer seinen eigenen Kopf hatte, hatte sich ganz klar gegen die Schule ausgesprochen. Man kann nun viel über die Gründe für diesen Wunsch sprechen (er war nie im Kindergarten und unsere Haltung zum jetzigen Schulsystem ist durchaus kritisch), Fakt ist aber: er hat dieses Ansinnen geäußert. Wie geht man jetzt als Familie vor? Nimmt man den üblichen Weg und macht dem Kind klar „Du musst aber, denn es gibt keinen anderen Weg“? Oder ist es genau dann Zeit, andere Wege auszuloten? Eine Lösung zu finden und das gemeinsam?
Die Lösung: wir gehen als Familie auf Reisen!
Tja was soll ich sagen, unsere Lösung war: Wir gehen auf Reisen. Dabei haben wir das Rad nicht neu erfunden, denn ich weiß es geht mittlerweile vielen Familien so. Für uns war dieser Entschluss aber geradezu revolutionär. Viele Jahre haben wir nach einem Sehnsuchtsort gesucht. Einem Fleckchen Land, mit viel Natur, an dem wir mit unseren Kindern und Tieren friedlich leben können. Wo wir unsere Leidenschaft für Permakultur ausleben und im Einklang mit der Natur leben können. Aber die Suche blieb erfolglos. Dann war da Corona, eine Zeit, in der Reisen für uns so unerreichbar war, wie ein Flug zum Mond. Und dann kam unser Sohn und hat mit einem Satz die Weichen einfach mal eben so umgestellt. Aber wenn es etwas gibt auf das ich wahnsinnig stolz bin, dann die Fähigkeit unserer Familie, sich auf neue Situationen schnell einlassen zu können und wo andere sagen „Das geht nicht“, sagen wir „Wir finden einen Weg, bis es funktioniert!“
Wohin soll die Reise gehen?
Deshalb haben wir nun das Jahr 2024 zu unserem Reisejahr auserkoren. Beruflich gesehen, ist es für mich als selbstständige Autorin egal wo ich texte. Bei meinem Mann war es nicht ganz so einfach, aber auch hier haben wir mittlerweile eine Lösung gefunden, wie er ortsunabhängig arbeiten kann. Gebunden sind wir lediglich, da unsere beiden Hunde mit uns reisen und wir ihnen keinen langen und strapaziösen Flug im Frachtraum antun möchten. Also sind wir überall dort unterwegs, wohin uns unser treuer Bus fahren kann. Bisher waren wir in den verschneiten Bergen der Steiermark und wohnten in einer Hütte auf 1300 Metern Höhe. Wir sind durch ganz Frankreich und Spanien gefahren, um gemeinsam mit Freunden zwei wundervolle Wochen an der Westküste Portugals zu verbringen. Und nun sind wir seit einigen Tagen an der Algrave und erkunden die atemberaubende Landschaft, auch wenn es im Moment regnet als gäbe es kein Morgen mehr.
Wie lange soll die Reise dauern?
Vielleicht fragt sich der Ein oder Andere jetzt, wie lange wollen sie das denn eigentlich machen? Die Antwort ist ganz einfach: ich weiß es nicht! Im Moment genießen wir es, auf einem großen Abenteur zu sein, jeden Tag etwas Neues dazuzulernen, fremde Länder zu erkunden, neue Sprachen zu lernen und tolle Menschen kennenzulernen. Wir nehmen wahr, wie sich andere Orte anfühlen und überlegen, wo wir gerne sein möchten. Ob wir das ewig so machen? Sicher nicht! Denn irgendwann werden wir unseren Herzensort finden und dort unseren Traum vom eigenen kleinen Hof wahr machen. Was wir tun, wenn es sich für einen von uns nicht mehr gut anfühlt? Dann werden wir wieder einen Weg finden! Ob wir manchmal Zweifel haben? Natürlich, zumindest wir als Eltern.
War es die richtige Entscheidung, mit der Familie auf Reisen zu gehen?
Müssten wir etwas anders machen? Haben wir eine falsche Entscheidung getroffen? Diese Gedanken dürfen sein. Aber je länger wir unterwegs sind, umso klarer wird mir: es ist nicht wichtig, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Sondern, dass wir sie überhaupt getroffen haben. Ändern kannst du immer alles. Ich weiß, viele werden den Kopf schütteln über diese Aussage. Aber ich meine das genau wie ich es sage. Du kannst jederzeit alles ändern. Du musst nur mit den Konsequenzen leben. Und ich glaube das ist es, was uns oft solche Angst vor Veränderungen macht. Denn das Neue ist nicht planbar. Es ist wild, aufregend, unabsehbar und schlecht einzuschätzen. Aber wenn wir den Schritt wagen, werden wir überrascht sein, was alles auf uns wartet.
Und was meinst du?