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Wie man dem Titel entnehmen kann möchte ich über das Thema #STILLEN sprechen. Sicherlich erging es einigen Frauen wie mir und ich werde ihnen im nachfolgenden Text quasi aus der Seele sprechen. Andererseits haben heute bestimmt auch wieder einigen Leser den Weg hierher gefunden, weil sie a) einfach nur neugierig sind (dann ein erstmaliges „Herzlich Willkommen“) oder b) sich im schlimmsten Fall provoziert/angegriffen fühlen. Leider ist es beim Thema Kinder wie in keinem anderen Bereich. Es wird so unglaublich viel #HATE verteilt wie nur möglich, aber jeder verwendet den Satz „Leben und leben lassen“ oder „Jedem das seine“. Ich möchte mich heute mit keiner derartigen Floskel schützen. Meine Herangehensweise ist weder die allgemein gültige, noch für alle Menschen die richtige. Es ist meine Entscheidung, die ich für mein Leben getroffen habe, mit der ich mich wohlfühle. Ich erhoffe mir genauso viel Respekt & Toleranz, wie ich für die Einstellungen anderer Menschen aufbringe. Mit dem heutigen Beitrag möchte ich in erster Linie meine Erkenntnis teilen. Aufklären, dort für Informationen sorgen wo es an jenen mangelt.
Sag „Ja“ zum Stillen!
Dass ich einmal eine Still-Mami sein möchte war für mich bereits vor der Schwangerschaft klar. Ich bin da sehr einfach gestrickt und stelle nicht in Frage was von der Natur aus so vorgesehen ist… Insofern es klappt!
Stillen beruht auf einer hochkomplexen Interaktion zwischen Mutter und Kind, die sehr empfindlich gegenüber Störfaktoren ist.
Allem voran ist natürlich der Wille entscheidend, aber nicht immer reicht dieser aus um eine intakte Still-Beziehung aufzubauen. Es gibt tatsächlich ein paar wirkliche Gründe dafür, dass das Stillen nicht reibungslos funktioniert. Ich werde euch jetzt nicht alles einzeln aufführen, sondern verweise auf einen guten Artikel, der die einzelnen Störfaktoren zusammenfasst:
Warum das Stillen häufig nicht klappt – gefunden auf www.still-lexikon.de
(M)eine Meinung zur Sache
Ich habe sowohl Mütter kennengelernt, die mit Tag 0 abgestillt haben und somit ihrem Kind sogar die sogenannte „erste Schutzimpfung“ (Kolostrum was ist das?) verwehrt haben. Auf der anderen Seite habe ich Geschichten verfolgt, in denen Mütter wirklich bis zum äußersten gegangen sind. Mütter die auch den 1000ten Versuch wagen, in der Hoffnung es würde klappen (Grüße an dich Anna, sei stolz auf dich!!). Eine andere Mami stillte sogar unter heftigen Schmerzen weiter, da sie bereits mehrere Abszesse in der Brust hatte davon aber nichts wusste (auch dir meinen Respekt Nina). Oder eine Pump-Still-Mutter, die sich bis heute 1 Jahr nach der Geburt ihres Kindes täglich (!) den Riss gibt Muttermilch abzupumpen (auch vor dir ziehe ich den Hut Kim). Auch zu viel Milch kann den Erfolg einer Stillbeziehung trüben und für die Mama extremen Stress bedeuten, wie Frauke in ihrem Beitrag „Stillromantik? Fehlanzeige! – Ich habe zu viel Milch“ beschreibt. Dann fällt mir noch Isabel ein, die wochenlang mit diesen verdammten Still-Hütchen gekämpft hat (was hat dir das wohl Nerven gekostet meine Gute). Oder Jenny die sich als Langzeit-Still-Mami sicherlich ein sehr dickes Fell angeeignet haben muss (Danke an der Stelle, dass du mich in der Sache bestärkt hast!).
Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Aus meiner Sicht sollte niemand Schmerzen erleiden für den Aufbau/Erhalt einer Still-Beziehung – weder psychisch noch physisch. Ein Hinausschreiten über die körperliche, seelischen Grenze schadet im schlimmsten Fall der ganzen Familie. Es nützt niemandem, wenn die Mutter völlig am Limit ist und keine Ressourcen mehr hat. Bei Mamarazzi könnt ihr in dem Artikel Flaschenkind vs. Stillbaby von Teresa etwas über beide Seiten aus der Sicht einer zweifach Mutter erfahren.
Contra Still-Beziehung
Für mich hat die Entscheidung pro oder contra Stillen nichts mit den Gefühlen einer Mutter zu ihrem Kind zu tun. Ich finde Hashtags in den sozialen Medien wie #stillenistliebe oder #stillenistliebefläschchengebenaberauch gelinde gesagt unnötig. JEDE Mutter liebt ihr Kind – das ist ja wohl klar.
"Nee mach ich nicht!"
Für mich unverständlich ist jedoch das Stillen von vornherein vehement abzulehnen (ich möchte das so sagen dürfen ohne gleich erhängt zu werden #rechtaufmeinungsfreiheit). Natürlich toleriere ich diese Entscheidung anderer, gebe aber offen zu es nicht nachvollziehen zu können. Was für Beweggründe stecken dahinter? Die Natur stellt uns ein derart geniales Wundermittel zur Verfügung und wir entscheiden uns für industriell hergestellte Babynahrung. Warum? Um die Vorteile zu erfahren stehen uns doch so viele wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verfügung. Liegt es an mangelnder Informationsbeschaffung, an der eigenen Einstellung zum Körper, gar der Sexualität oder handelt es sich hierbei um puren Egoismus was das Thema Verzicht angeht? Keine Frage ist das manchmal gelinde gesagt „die Hölle“ derart zu verzichten, eingeschränkt zu sein – aber es sind doch im besten Fall nur ein paar Monate, Jahre unseres ganzen Lebens…
Stillen ist das beste für das Kind!
Wow. Dieser Satz kommt mit auf die Liste der meist gehörtesten Bla bla’s (dicht gefolgt von „Groß werden sie alle.“). Sogar ich als Still-Mami – und glaubt mir ich stehe zu 1 Mio. dahinter – bin davon wirklich genervt. Wie oft wir Menschen etwas in den Raum werfen ohne wirklich Ahnung davon zu haben (ich nehme mich da nicht raus). Irgendwann hört oder liest man „etwas“ und meint dann mit Wissen zu glänzen, das aber nur einen Bruchteil des ganzen ausmacht.
Muttermilch ist nicht das „beste“, sondern schlicht und einfach die von der Natur vorgesehene, normale Nahrung für Babys.
Wie bereits beschrieben kann das Stillen auch „nicht funktionieren“. Viele Mütter haben keine andere Wahl als ihr Kind mit dem Fläschchen zu ernähren. Dass sich so viele verschiedene Hersteller auf Babynahrung konzentrieren ist demnach einiges wert, das möchte ich natürlich einmal gesagt haben. Auch wir haben Babynahrung zuhause – für alle Fälle!
Du fragst dich: Was ist der Vorteil am Stillen?
Darüber Aufschluss hat mir das Buch „Intuitives Stillen“ von Regine Gresens (hier erhältlich) gegeben. Darin habe ich Dinge über meinen Körper und das Zusammenspiel von Brust und Kind gelernt, die mich wirklich unfassbar beeindruckt haben. Danach gab es für mich keine Option B mehr: Ich wollte stillen, komme was wolle. Ziemlich sicher bin ich mir sogar, dass Still-Gegner damit bekehrt werden könnten.
Am liebsten würde ich alle 161 Seiten des Buches referenzieren, aber das geht natürlich nicht. Nachfolgend ein paar der Fakten, die mir am meisten im Gedächtnis geblieben sind.
Das weiße Blut
Man nennt Muttermilch „das weiße“ Blut, da sie eine lebende Flüssigkeit ist. Ein Teelöffel davon enthält 3.000.000 lebende mütterliche Zellen, vor allem Makrophagen, Leukozyten, Lymphozyten, Epitelzellen, die Krankheitserreger bekämpfen. Jeder Tropfen Muttermilch wertvoll für das Kind!
Muttermilch enthält etwa 1000 bekannte Inhaltsstoffe, unter anderem:
Gesunde Bakterien
Die Forschung fand bis heute knapp 700 unterschiedliche Bakterien in der Muttermilch. Am Tag erhält ein gestilltes Baby davon circa zwischen 100.000 und 10 Mio. Bakterien, die den Verdauungstrakt besiedeln. Eine positive Beeinflussung der Darmflora entsteht auf diese Weise. Auch die Immunabwehr wird unterstützt. Krankmachende Bakterien können sich so weniger an der Darmwand anheften.
Tryptophan
Tryptophan ist eine Aminosäure, die in Serotonin umgebaut wird.
Serotonin macht innerlich ruhig, zufriedener, reduziert Ängste, wirkt schlaffördernd und hat eine wichtige Funktion für die Gehirnentwicklung. Aus Serotonin wird Melatonin das Schlafhormon produziert (Babys bilden das nicht ausreichend selbst). Serotonin wirkt zudem auch schmerzlindernd.
Nukleotide
Nukleotide haben eine schlaffördernde, wie auch eine anregende Wirkung. Es handelt sich hierbei um Moleküle, die als Grundbausteine der Erbinformationsträger DNA und RNA fungieren. Zwischen abends 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens sind besonders viel beruhigende Nukleotide in der Muttermilch, tagsüber hingegen mehr anregende Sorten.
Lebende Stammzellen
Muttermilch enthält Stammzellen (ca. 10.000/ 1 ml), die vorrangig wichtig für die Entwicklung des Kindes sind, aber auch bei Bedarf „defekten Stellen“ zur Verfügung stehen und diese reparieren. Sie werden zu Knochen‑, Muskel‑, Fett‑, Leber- und Gehirnzellen. Ihr kennt sicher das Thema Stammzellen-Spende. Stammzellen sichern überleben und wir Frauen haben davon welche in unserer Brust bzw. in der Muttermilch. Ich würde für mein Kind nie darauf verzichten wollen.
Muttermilch ist nicht nur ein gesundes Nahrungsmittel, sondern auch ein hochwirksames Medikament.
Speichel & Brustwarze kommunizieren
Wusstet ihr, dass unsere Brustwarzen mit dem Speichel des Babys kommunizieren können und so die Milch auf dessen Bedürfnisse abgestimmt wird? Die bakterielle Zusammensetzung der Babyspucke suggeriert den mütterlichen Rezeptoren was benötigt wird. Folglich wird die immunologische Zusammensetzung verändert und die Antikörper werden an die Bedürfnisse/Krankheit des Kindes angepasst. Ich finde es einfach nur genial auf diese Weise immer das passende Medikament für mein Kind parat zu haben.
Stellungnahme der nat. Stillkommission
„Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Zusammensetzung von Muttermilch im Vergleich zu industriell hergestellter Säuglingsnahrung verglichen und die Wirkungen von verschiedenen Säuglingsnahrungen im Vergleich zu Muttermilch auf die Gesundheit von Säuglingen bewertet.“ Stellungnahme lesen
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Larissa
25 . 04 . 2018Liebe Janina,
Auch wenn ich weder Mutter noch werdende Mutter bin, finde ich deine Beitrag wirklich gut geschrieben und gibt sicher einigen Müttern Mut und Hoffnung oder regt sogar zum Nachdenken an.
Liebste Grüße,
Larissa
Anonymous
25 . 04 . 2018Bin auch ganz der Meinung, dass wenn man die Möglichkeit von der Natur bekommt sein Kind selbst zu versorgen, mit allem was es braucht, dann sollte man es auch tun. Sollte es allein darum gehen, dass man selbst als Person auf manche Dinge verzichten muss, dann ist das schlicht egoistisch♀️ Meiner ist jetzt 1 und ich stille auch seit dem ersten Tag..mit 8 Monaten hat er langsam angefangen zu essen, aber alles wichtige kam nach wie vor über die Muttermilch. Jetzt gehe ich Vollzeit arbeiten und stille Nachts und manchmal in der Mittagspause
Anna
25 . 04 . 2018Endlich mal eine Stillmami, die Nicht-Stillende Mamis unterstützt! Ich weiß selber, als eine Frau, bei der das Stillen nicht funktioniert hat, wie nervig die Blicke und Kommentare sein können, vor allem wenn niemand die genauen Hintergründe kennt. Dass Muttermilch so ein biologisches Wunder ist, wusste ich schon immer (Hello Google!) umso größer war natürlich auch der Wunsch nach einer schönen Stillbeziehung. Tja, mein Sohn war da anderer Meinung und hatte einfach keinen Bock drauf :(
Meine komplette Stillgeschichte hier zu schreiben würde völlig den Rahmen sprengen und wäre auch etwas Off-Topic, aber ich mach jetzt mal kurz Werbung für mich selbst, denn ich werde im Laufe der nächsten Tage, inspiriert durch diesen Blogpost, meine Stillgeschichte auf Instagram posten!
Ich teile übrigens die Meinung, das Stillen nicht mal versuchen zu wollen, nicht verständlich für mich ist, denn mal ganz abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten bietet es auch im Alltag echte Vorteile. Es ist nach wie vor schade, dass es grundsätzlich kommentiert werden muss, wenn eine Mama in der Öffentlichkeit stillt und ich wünsche mir, dass das irgendwann einfach eine Nebensache ist, die nicht mehr so viel Aufmerksamkeit fordert und nebenher laufen kann.
#liebeistliebe #istdochegalobflascheoderbrust #ichliebemeinkindsooderso
Kim
24 . 04 . 2018Oh, da fühle ich mich ja geehrt mit der Erwähnung Pumpstillen ist echt kein Spaß…
Was ich nicht verstehe, ist, dass so viele nur 6 Monate stillen wollen und ab dann bitte so viel Brei ins Kind wie möglich mein Minibär hat 11,5 Monate so gut wie nichts gegessen (wir haben ihn breifrei ernährt), also pumpte ich weiterhin fleißig MuMi ab, die er zu 90% trank. Und von heute auf morgen hat er plötzlich gegessen. Jeden Tag wird er mutiger, man sieht richtig was ihm schmeckt und was nicht. Es ist so toll dabei zuzusehen, wie sich das Baby selbst abstillt. Ich kann allen nur empfehlen: dranbleiben! Das Kind entscheiden lassen ihr werdet so viel Spaß zusammen haben
Isabel
24 . 04 . 2018Danke für diesen tollen Beitrag! Ich unterschreibe deine Meinung zu dem Thema zu 1000%!! Mir war neu, dass die Muttermilch nachts quasi Schlafmittel enthält & tagsüber Wachmacher :D es ist einfach nur ein Wunder. Und du hast recht, das kämpfen mit den Stillhütchen hat mich viele Nerven gekostet aber umso mehr bin ich stolz auf mein Baby und mich, dass wir es jetzt ohne schaffen Aufgeben war für mich keine Option.