Vor wenigen Wochen durfte ich das Herzensprojekt von Lisa Krämer begleiten. Wir beide kennen uns noch aus unserer Jugend. Damals haben wir in einigen Nächten zusammen den Hip-Hop Floor unsicher gemacht. Heute um einiges später entstand erneut der Kontakt, denn Lisa selbst modelt seit geraumer Zeit und ich war auf der Suche nach Empfehlungen in Bezug auf Fotografen aus der Umgebung. Es kam eins zum anderen und so erfuhr ich, dass sie derzeit soziale Arbeit an der Hochschule in Mannheim studiert. In Zusammenhang mit ihrem Studium kam Sie auf die Idee ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Ihre Idee lag darin auf Vorurteile aufmerksam zu machen, diese in einem anderen Licht abzubilden. Menschen mit z.B. einem Handicap sollten ihr ganz persönliches Statement aufschreiben und das selbstbewusst im Zusammenhang mit dem Satz „Ich bin wunderschön, aber…“ präsentieren. Ein Fotograf (Henry Jean Beaufort) sowie eine Make-Up Artistin (Clara Wieland) unterstützen Lisa bei Ihrem Vorhaben. Es hat mich gefreut als sie mich fragte, ob ich nicht auch auf meinem Blog über Ihr Projekt berichten wollte. Wie Ihr wisst bin ich relativ offen was die Themen über die ich schreibe angehen. Ich will mich nicht so festlegen und einfach weiterhin über all das schreiben was mich interessiert. Somit war in diesem Fall meine Antwort ein klares JA. Ich habe Ihr gleich zugesichert zu einer der Vernissagen zu kommen um mir die Arbeit aus Ihrem Projekt auch live anschauen zu können.
Wie hast Du zu den Teilnehmern gefunden?
„Diese hatte ich auf einer internen Modelseite bei facebook gepostet und sehr schnell ganz viele Antworten und interessierte Anfragen erhalten. So kamen dann die insgesamt 13 Projektteilnehmer zu meinem Projekt. Meine Schwester, zwei Flüchtlinge aus meiner Arbeit der Flüchtlingshilfe und eine Freundin meiner Schwester hatte ich privat eingeladen und ihre sofortige Zustimmung, dass sie gerne dabei wären. Den Rest hatte ich vorher überhaupt nicht gekannt, haben nur am Telefon gesprochen, somit war der Tag der Durchführung dann sehr spannend. Wir haben uns, als wir uns persönlich kennenglernet haben, viel unterhalten und jeder gab mir die Rückmeldung, dass sie das Projekt sehr toll fanden. Ihnen war wichtig, ihre Message nach außen zu tragen und viele Menschen zu ermutigen, dass jeder trotz psychischer Erkrankung, Körperbehinderung oder sozialen Problemlagen wunderschön ist und sich in der Gesellschaft nicht verstecken muss.“
Am 12.01 wurde die Bilder des Projektes erstmals an der Hochschule in Mannheim ausgestellt. Leider war ich an diesem Termin verhindert und konnte daher erst am 29.04 an der Vernissage bei der AWO in Bruchsal teilnehmen. An diesem Tag hatte ich nicht nur die Möglichkeit mir live von dem Ergebnis des Projektes ein Bild zu machen, ich konnte sogar ein paar der Teilnehmer treffen. Die Vernissage war sehr gut besucht. Ich fühlte mich direkt nach meiner Ankunft sehr wohl unter den Besuchern, sowie unter den Mitwirkenden. Man konnte irgendwie spüren wie frei von Vorurteilen, offen und herzlich die Menschen vor Ort waren. So ergeht es mir selten, wenn ich irgendwo hingehe. Ganz gleich ob es sich um einen Besuch in einem Café handelt oder etwas anderes liegt meist so eine Art Spannung in der Luft, die Anspannung der Mitmenschen. Ein Beobachten voller Neid und Missgunst, ein Hinterfragen, dass in Blicken sichtbar wird – ja, das ist irgendwie täglich Brot. Dort hatte ich das Gefühl auf Menschen zu treffen, die Frieden mit sich selbst geschlossen haben. Ich fühlte Zufriedenheit, Ruhe, Freude und viel Liebe. Meine innere Nervosität/Unruhe, die ich durch meinen abgehetzten Tag hatte, verflog übel schnell und ich genoss einfach nur die Veranstaltung. Ich ließ alles auf mir wirken…
Wie gestaltete sich die Durchführung des Projektes?
„Fotografiert wurden 13 Portraitaufnahmen in schwarz weiß, inklusive Make-up Artistin. Die Projektteilnehmer hielten auf der Aufnahme ein Plakat, mit ihrem persönlichen Statement in der Hand. D.h. sie wollen aufmerksam machen, was sie geprägt hat, z.B. Ich sitze im Rollstuhl, aber ich bin wunderschön.//Ich leide unter Depressionen, aber ich bin wunderschön.“
Obwohl Lisa verständlicherweise die meiste Zeit in Beschlag genommen wurde, hatte ich am Ende der Veranstaltung die Gelegenheit mich mit ihr ein wenig zu unterhalten. Schnell konnte ich feststellen, dass sie mit ihrem Studium den richtigen Weg für sich eingeschlagen hat. Ich finde es klasse, dass sie ein wichtiges Thema in der Gesellschaft aufgegriffen und etwas ganz besonderes daraus gemacht hat. Ich liebe es, wenn Dinge eine richtige Message haben. Diese Bilder haben definitiv eine!! Sie regen zum Nachdenken an, sie machen fröhlich, sie motivieren, sie lassen uns uns selbst nicht so ernst nehmen. Sie sagen: SEI GLÜCKLICH!
Sicherlich haben die Teilnehmer wie auch die Organisatoren von diesem Projekttag, den jeweiligen Vernissagen einiges für sich mitnehmen können. Alle waren Teil dieses Projektes, eine Einheit mit vielen Geschichten – auf positive Art und Weise. Gesellschaftliche Vorurteile? Für die gibt es hier kein Platz mehr. Ich habe wirklich Respekt vor dem Mut und der Selbstsicherheit der Teilnehmer. Alle hielten ihr Päckchen des Lebens stolz in die Höhe und präsentierten sich als stark und glücklich – kannst Du das auch?
Was war das Ziel deines Projektes?
„Ich möchte die Gesellschaft auf Themen aufmerksam machen, die lieber verschwiegen werden. Menschen zeigen, die trotz Schicksalsschlägen selbstbewusst und wunderschön vor der Kamera stehen. Das Projekt soll sich von den „üblichen“ Beauty Aufnahmen abheben und Models/Menschen mit ihrer Geschichte zeigen. Jeder hat sein Päckchen im Leben zu tragen, meistens interessiert es aber keinen. MICH interessiert es!“
Wer Lust hat die tollen Ergebnisse des Projektes einmal live zu sehen, kann bis Ende Juni in der Geschäftsstelle der AWO Bruchsal anschauen. Der Druck der Bilder wurde übrigens auch von der AWO gesponsert. Ab Herbst 2016 werden sie im Jakob-Giesser-Haus in Waghäusel im Betreuten Wohnen in Gemeinschaft/Junges Wohnen für Menschen mit Handicap dauerhaft ausgestellt.
Lisa wurde übrigens von Hügelhelden.de zu dieser Sache interviewt. Wer sie gerne ein bisschen näher kennenlernen und weitere Details rund um das Projekt erfahren möchte, sollte unbedingt bei den Hügelhelden vorbeischauen. Über diesen Link gelangt Ihr direkt zur entsprechenden Seite –>hier gehts lang…
#Projektleitung – Lisa Krämer // Fotografie – Henry Jean Beaufort // Make-Up Clara Wieland
Henry Jean Beaufort
04 . 07 . 2016Sehr schön geschrieben…
…deine Artikel sind frisch und direkt, mir gefällt die Art wie du schreibst…ehrlich, authentisch, locker…
…und das können nicht nur Frauen von 18 bis 35, sondern auch Männer von 18 bis 45 ;-) lessen.
Cheers and keep on going,
Henry
Janina
04 . 07 . 2016Hey Henry, na das freut mich doch sehr, dass meine Beiträge auch für die Herrenwelt lesbar sind :) Danke für’s Vorbeischauen und nochmal einen dicken LIKE für deine Bilder zu diesem Projekt!