Ich glaube nichts gestaltet sich schwieriger,wie in einer Diskussion richtig zu kommunizieren. Wir wissen alle worauf wir achten müssen, da wir bereits in der Schule anhand des Sender-Empfänger-Models beigebracht bekommen haben, wie ein Gespräch abläuft. Nachrichten können durch Störungen, auch Gedanken und Gefühle genannt, verfälscht werden. Verwenden Sender und Empfänger nicht den selben „Code“ scheitert die Kommunikation. Scheitern will niemand, aber jeder tut es regelmäßig.
Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.
(Konrad Lorenz)
Es gibt unzählige Dinge, die zu beachten sind. Vieles, wenn nicht sogar den größten Teil, lernen wir von unseren Eltern. Wie sie kommunizieren beginnen wir zu kommunizieren. Aber auch der Freundeskreis hat darauf einen großen Einfluss. Wir schauen uns etwas von Anderen ab, unbewusst auch das Schlechte. Reale Beispiele belegen dann im Laufe des Erwachsenwerdens das Gelernte. Die persönliche Note, die durch den eigenen Charakter hinzukommt, gibt der Art zu kommunizieren den letzten Schliff. Prinzipiell klingt das nicht sonderlich falsch. In der Realität läuft das Ganze jedoch meist mehr schlecht als recht und schnell wird aus einer Diskussion Streit. Was können wir tun um zu vermeiden, dass ein Gespräch in die falsche Richtung läuft oder ergebnislos bleibt?
Fangen wir bei uns selbst an!
Schwächen suchen oder gar sich selbst in Frage stellen, das macht keiner gern, ist aber hilfreich. Arbeiten wir an unserer Persönlichkeit, hinterfragen wir unser eigenes Verhalten, so formen wir einen besseren Charakter – folglich wird richtig diskutiert und weniger gestritten. Ich kenne keinen, der nicht davon profitiert hat sich den ein oder anderen Fehler einzugestehen. Wirklich ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Diskussion. Mit erfolgreich ist hier übrigens nicht gewinnen gemeint, sondern die Tatsache, dass zwei Menschen sich am Ende eines hitzigen Gespräches gut und vor allem verstanden fühlen. Geht man einen Schritt zurück kommt meist der andere einen auf uns zu!
Denk nach bevor Du sprichst…
Ein Problem das immer wieder thematisiert wird. Vor dem Sprechen nachzudenken ist etwas, dass man spätestens nach der Pubertät beherrschen sollte. Welch Tugend, die leider die wenigsten Menschen besitzen. Gerade in brenzligen Situationen haut man leider schnell raus was man besser für sich behalten hätte. Ich pflege zu sagen: Die Macht des gesprochenen Wortes! Was man einmal gesagt hat, kann man nie mehr zurücknehmen, es bleibt. Warum nicht innehalten und sich in die Lage des Gegenübers versetzen? Kurz darüber nachdenken wie das, was man sagen möchte, ankommt? Verletze ich meinen Gegenüber damit? Kommt das, was ich sage eventuell falsch rüber? Es wird so oft einfach vorschnell geschossen.
Jene Egoisten unter uns, deren Person (inklusive Meinung) grundsätzlich über allem steht, halten davon sicherlich nicht viel. Es wird alles rausgehauen und der eigene Wille, auch Vorteil, durchgesetzt. Ich finde so ein Verhalten einfach nur peinlich und unpassend. Da kann man auch gleich ein Schild hochhalten auf dem steht: Du bist mir egal! Wie kann man so eine Message senden wollen? Wenn ich könnte würde ich grundsätzlich Gesprächen dieser Art aus dem Weg gehen, klappt leider nicht immer… Jedenfalls hat das für mich nichts mit Kommunikation zu tun, denn dazu gehören sowohl zwei Menschen, wie auch zwei Meinungen. Diskutiere ich hingegen mit jemanden auf Augenhöhe macht das Spaß und am Ende kommt (in der Regel) etwas Gutes dabei heraus. Auf einer Augenhöhe hat nichts mit der Intelligenz zu tun, sondern damit, zu spüren, ob mein Gegenüber auch an einer Lösung, einem gemeinsamen Ergebnis, interessiert ist. Womit wir zu dem nächsten Punkt kommen…
Fühle!
Jeder hat sie, auch die kaltherzigen Menschen unter uns – Gefühle. Möchte ich etwas loswerden, dann oft aus einem bestimmten Grund. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei einer Sache, bin anderer Meinung und möchte diese gerne kundtun oder den anderen zum Nachdenken anregen. Warum also nicht zuerst einmal die eigenen Gefühle bzw. die des Anderen hinterfragen? Eine Einleitung basierend auf einem Gefühl.
Ich denke so findet man sogar bei schwierigen Themen den richtigen Einstieg. Liegt dem Gegenüber etwas an dir, dann ist er daran interessiert dir dieses schlechte Gefühl zu nehmen. Fühlst du dich nach dem Gespräch schlecht? Dann hast du entweder mit der falschen Person geredet oder dein Gegenüber ist einfach der Elefant im Porzellanladen schlechthin. In letzterem Fall hilft immer eine Nacht darüber zu schlafen, dem Anderen und sich selbst Zeit zu geben und dann erneut das Gespräch suchen.
Auch innerhalb eines Gespräches ist es Gold wert zu sagen was man fühlt. Sicherlich ist das nicht einfach, denn man zeigt sich somit verletzlich. ABER! Verletzlich ist nicht gleich schlecht. Das kann durchaus die vermeintliche Reaktion des Anderen beeinflussen. Ja auch Gefühle zeigen ist Kommunikation. Keiner kann von vornherein wissen, was die Situation in dem Anderen auslöst. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl schafft bei den richtigen Menschen Abhilfe, was unangenehme Momente angeht. Unangenehm = das brauch kein Mensch! Wer will schon eins auf die Mütze bekommen, wenn man sich ohnehin schon beschissen fühlt?
Nicht reden, zuhören?
Mir persönlich fällt das schwer, weil ich am liebsten 10.000 Sachen in einer Minute loswerden will, um den Gegenüber optimal zu informieren. Besser ist: Eins nach dem Anderen! Sprechen, zuhören, Fragen stellen und sich dann auch für die Antwort interessieren. Es geht immer um die Inhalte von Beiden, aber jeder muss auch die Möglichkeit bekommen, diese vermitteln zu können. Auch wenn einem manche Dinge auf der Seele brennen und man sie schnellstmöglich loswerden will, haltet sie im Zaum. So manches hat sich schon von ganz allein innerhalb eines Gespräches erledigt. Zuviel Input kann einen Stau verursachen, es erfordert noch mehr Zeit diesen zu lösen.
Nur derjenige der zuhört kann antworten und zwar sinnvoll! Man neigt dazu vorschnell mit einer Antwort parat zu stehen, bevor der Andere seinen Satz beendet hat. Warum? Weil wir alle immer meinen, zu wissen worum es geht. Nein, das tun wir nicht. Wie war das? Jeder ist ein Individuum? Und genau so individuell sind auch Erzählungen, Gedanken, Gefühle, Probleme…
Ruhe & Gelassenheit
Herr im Himmel lass es Gelassenheit regnen. Ich weiß, dass ist leicht gesagt! Sind wir verletzt oder wütend, dann brennen wir, wollen aber den anderen in Flammen aufgehen sehen. Hallo? Wollen wir nicht. Wir wollen eine Lösung. Und Lösungen findet man nicht in Eile, unter Druck oder im Stress. „In einem Streit ist es das Wichtigste, einen kühlen Kopf zu bewahren“ – wie oft ich diesen Satz schon gelesen habe… Kaum einer schafft das. Klar, denn Emotionen machen einem einen Strich durch die Rechnung und das obwohl wir alle wissen, dass es zu einem besseren Ergebnis führt in Ruhe miteinander zu reden. Wie das funktionieren soll? Keine Ahnung. Dafür gibt es definitiv kein Geheimrezept. Ich glaube der beste Tipp ist immer noch der tief durchzuatmen und dann wieder von vorne anzufangen (siehe erster Punkt). Befolge ich meine eigenen Regeln, bleibe ich tatsächlich deutlich gelassener, als wenn ich wie eine Wahnsinnige etwas ausdiskutieren will.
Hab Verständnis!
Zu guter letzt kommen wir zu dem Thema Verständnis, denn das ist ein super Werkzeug in einer Diskussion. Mit Verständnis kommt man weit, sehr weit. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich will damit nicht sagen, dass ich die Mutter der Nation bin und für alles und jeden Scheiß Verständnis habe, aber es kommt vor und es hat mich schon weiter gebracht, als immer meinen Willen stur durchzusetzen. Signalisiere ich dem Gegenüber, dass ich ihn verstehe (auch wenn ich es nicht oder noch nicht tue), dann fühlt derjenige sich viel wohler. Hat man diese Sicherheit geschaffen, kann man immer noch 1.000 Fragen stellen, um das Ganze aufzuklären oder eben seinen eigenen Inhalt vorbringen. Nur wer sich verstanden fühlt, glaubt auch an eine Lösung oder ein gutes Ergebnis. Fühle ich mich unverstanden, obwohl ich mich x‑mal erklärt habe, dann sieht eine Situation über kurz oder lang aussichtslos aus.
Und was meinst du?