Ja, ich bin schwanger! Und erfülle damit dieses Mal ausnahmsweise eines der „Offline-Klischees“. Wie häufig das in der Vergangenheit vermutet wurde, wenn ich mal eben ein paar Tage kein Social Media genutzt habe. Tatsächlich steckt eigentlich auch in diesem Fall etwas anderes dahinter, das den Pausen-Ball ins Rollen brachte, aber bevor ich jetzt alle anderen Themen anscheide, war es mir das Wichtigste Euch zunächst einmal wissen zu lassen, dass hier ein Baby unterwegs ist, bevor es geboren wird ; ) Auch für uns kam das übrigens ganz überraschend. Wobei… inzwischen bin ich überzeugt davon, dass mein Freund und ich uns das mehr oder weniger unbewusst bestellt haben.
(K)eine Kinderplanung
Einen festen Plan, was Kinder anging, gab es für mich nie. Ich wusste ich würde gerne einmal Mama werden und dass Kinder für mich in gewisser Weise zum Leben dazugehörten – nicht mehr und nicht weniger. Lediglich der Gedanke drei Kinder zu haben gefällt mir schon immer. Das ist sicher alles andere als entspannt, ich meine da wird es ja schon in einem 5‑Sitzer eng *ironieoff*, aber meine Intuition gibt mir immer wieder die Zahl Drei vor. Da ist einfach so ein Bild vor meinem inneren Auge, das sich irgendwie sicher – ja sogar ein wenig real – anfühlt. Aus diesem Grund war ich nie gegen eine erneute Schwangerschaft, aber da war jetzt auch nicht der starke Wunsch „just“ im neuen Jahr schwanger zu werden. So ein bisschen nach dem Motto: Alles kann, nichts muss.
Die Macht des gesprochenen Wortes!
Vor geraumer Zeit, als wir darüber sprachen, ob wir denn noch Kids wollen würden und wann, meinte mein Freund zu mir, dass er mit 40 Jahren gerne nochmal Papa geworden wäre. Er möchte eben seine Rolle als Vater noch (aktiv) erfüllen können und umgekehrt auch etwas von seinen Kindern haben. Kann ich verstehen! Zwischen uns beiden liegen fast 10 Jahre Altersunterschied. Vermutlich war ich deshalb so entspannt was die weitere Zwergenplanung anging. Wir entschieden damals nichts. Dieses Statement stand einfach im Raum und dort bleib es stehen. Ab und an fragte er unseren Sohn, ob er denn nicht „unbedingt“ ein Geschwisterchen haben möchte. Im anderen Moment prophezeite er mir scherzhaft, dass er mich schwängern würde. „Klar, warum denn nicht schwanger werden?“ Ich hatte nur nie an jetzt, gleich, sofort gedacht. Im April diesen Jahres wurde mein Freund dann übrigens 40 Jahre alt…
An Silvester verkündete ich dann lautstark, dass ich jetzt ein halbes Jahr keinen Alkohol trinken möchte. O‑Ton „Es schmeckt mir einfach nicht mehr, stets negative Auswirkung wie bspw. Kopfschmerzen“… Ihr könnt euch denken wie ich inzwischen nach ’ner Weinschorle lechze, und nach ner Zigarette. Ich weiß, beides alles andere als healthy, aber man ist ja auch noch (Lebe-)Mensch, nebst dem Mama-Dasein und einer Schwangerschaft. Und wie so oft ist Selbsterkenntnis der beste Weg zur Besserung.
Über Sucht und Selbstbeherrschung…
Die Schwangerschaft hat mich natürlich wieder von heute auf morgen zum Nichtraucher gemacht, worauf ich sehr stolz bin. Also nicht auf die Tatsache, dass ich nicht rauche, während ein Menschlein in mir heranwächst – das steht für mich persönlich einfach außer Frage – sondern darauf, dass ich es sein lassen kann.
Zu wissen, dass ich die Kontrolle habe, in mir ein eiserner Wille existiert, der sich über jegliches Suchtverhalten hinwegsetzen kann, gibt mir ein gutes Gefühl. Selbstbeherrschung und Stärke sind für mich wichtig. Das wiederum ermöglicht es mir in anderen Lebenssituationen gnädiger mit mir umzugehen. Natürlich hoffe ich, dass ich nach dieser Schwangerschaft/Stillzeit nicht wie damals, als meinem Mama gestorben ist, wieder ins Schema F falle und zum starken Raucher werde, sondern mich – wenn überhaupt – einfach im Genussbereich aufhalte. We will see. Jetzt bin ich völlig vom Thema abgedriftet *LOL*, aber es scheint seine Relevanz für mich zu haben.
Test „positiv“ – ich bin schwanger
Naja, jedenfalls haben mein Freund und ich diese Schwangerschaft meiner Meinung nach heraufbeschworen, denn einen Wimpernschlag später machte es sich Baby Nummer zwei auch schon unter meinem Herzen gemütlich. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Als meine Periode ausblieb meinte ich noch zu meinem Freund: „Mein Eisprung ist doch immer recht spät, ich kann von dem Sex ohne zusätzliche Verhütung save nicht schwanger geworden sein!“ Das glaubte ich wirklich. Ich habe immer Ovulationstests zuhause, sollte ich auf Nummer sicher gehen wollen vor einer sogenannten Freigabe (Sex ohne Verhütung), und auch Schwangerschaftstests. Also habe ich getestet, an dem einen Tag und am darauffolgenden. Negativ. „Alles easy, bin nicht schwanger. Hab ich auch nicht vermutet.“
Wenige Tage später hatte ich diese besondere Art von Magenkrämpfen. Es war wie ein Wachrütteln! Ich ging direkt ins Bad und machte erneut einen Schwangerschaftstest. Es war Nachmittag, und ich wusste, dass ich mich in der Mitte des Zyklus befand und die HCG-Konzentration um diese Uhrzeit im Urin geringer ausfällt als am Morgen. Eigentlich fast unmöglich, da ein positives Ergebnis zu erhalten. Das bekam ich auch nicht. Aber da war auch nicht Nichts. Am nächsten Morgen testete ich erneut, fast ein wenig genervt, weil ich nun endlich Klarheit wollte und es doch eigentlich nicht sein konnte, dass ich schwanger geworden bin. Und ZACK. Da war er, ein wahrzunehmender Strich in hellrosa und zwar im Feld positiv. Wie konnte das sein?
Zyklusschwankungen und die NFP-Methode
Ich hole an der Stelle ein wenig aus, weil ich weiß wie viele von euch inzwischen auch hormonfrei verhüten und ich nicht möchte, dass die Methode als unsicher abgestempelt wird!
Mein Zyklus ist seit Jahren meistens in Norm, quasi dem Lehrbuch entsprechend und somit mein Eisprung auch nahezu auf den Tag gleich. Nur selten gab es Schwankungen und wenn waren sie aufgrund der NFP-Methode für mich gut zu erkennen. Ich wusste was ich tat, hatte meine natürliche Verhütung stets im Griff.
Eigentlich ist man am Anfang des Zyklus für eine gewisse Anzahl an Tagen „unfruchtbar“, je nach Datenlagen des bzw. der letzten Zyklen. Die APPs der natürlichen Verhütungsmethoden stehen dann auf grün. Man kann auf zusätzliche Verhütungsmaßnahmen verzichten und wird nicht ungewollt schwanger. Gegen Ende des Jahres kam bei mir jedoch alles etwas ins Wanken. Ich war nicht verwundert, denn natürlich habe auch ich es schon mehrmals erlebt, dass ein Zyklus einmal länger oder kürzer ausfallen kann. In der Regel kam alles zügig wieder ins Gleichgewicht und ich zurück in meine „Norm“.
Meine trackle-App stand zum Zyklusbeginn nicht auf grün, aber ich hatte im letzten Zyklus auch nicht alle Werte eingetragen, war nachlässig. Ich wusste, dass mein letzter Eisprung extrem spät dran war und, dass er selten bis gar nicht vor dem 17./18. Zyklustag stattfindet. Also nahm ich an – ohne jegliche Grundlage – die ersten Tage des neuen Zyklus seien unfruchtbar. Hoch gepokert ; ) Was ich nicht wusste: auf meinen vorangegangenen, langen Zyklus folgte nun ein kurzer.
In einem kurzen Zyklus findet der Eisprung vermeintlich verfrüht statt = unmittelbar nach der Menstruation. Die APPs sind aufgrund der NFP-Regeln so programmiert, dass das berücksichtigt wird. Man kann es eigentlich nicht übersehen und so ungewollt schwanger werden. Der vorzeitige Eisprung in Kombination mit einem sehr hartnäckigen kleinen Schwimmerchen ergab bei uns nun eine Punktlandung.
Regeln für die Bestimmung der unfruchtbaren Phase vor dem Eisprung
- 1. Temperatur: Nur wenn im vorherigen Zyklus eindeutig eine Temperaturhochlage bestimmt wurde, kann eine unfruchtbare Phase zu Beginn des nächsten Zyklus angenommen werden.
- 5‑Tage-Regel: Für NFP-Anfänger gilt, dass die ersten fünf Tage im Zyklus als unfruchtbar angenommen werden können. Sollte einmal die erste höhere Temperaturmessung am zwölften Zyklustag oder früher auftreten, gilt ab sofort die Minus-8-Regel.
- Minus-8-Regel: Nach zwölf dokumentierten Zyklen gilt, dass der letzte unfruchtbare Tag am Zyklusanfang der Tag der frühesten ersten höheren Temperaturmessung minus acht Tage ist.
- Zervixschleim/Muttermund: Beide vorherigen Regeln gelten nur, solange vorher kein Zervixschleim beobachtet oder ein feuchtes Gefühl empfunden wird. Quelle: Ovy App
Die Lebensdauer der Spermien beträgt bis zu 5 Tage. Wie lange Samenzellen im Körper überleben, ist abhängig von der Qualität des Spermas und der Zyklusphase der Frau. An der Luft überleben Spermien nur kurz. Quelle: Cyclotest
Ich möchte abschließend betonen, dass – hätte ich nicht einen roten (also fruchtbaren Tag) „freigegeben“ – sich Eisprung und Spermium verpasst hätten und ich definitiv nicht schwanger geworden wäre.
„Hätte, hätte, Fahrradkette.“ Ich glaube auch, dass die ersten fünf Tage in diesem Zyklus als unfruchtbar angenommen hätten werden können, aber mit dem sechsten/siebten Tag habe ich einfach zu hoch gepokert. Ich erinnere mich tatsächlich noch daran wie ich erwähnt habe, dass ich nicht grün bin (ja, so redet man als NFPlerin), aber ich glaube keinen von uns beiden hat es wirklich interessiert. Hat wohl alles sollen sein.
Es ist Bestimmung, kein Zufall!
Ich war gerade mit den üblichen Voruntersuchungen fertig, als mir die Helferin meines Gynäkologen den errechneten Geburtstermin nannte. In diesem Moment wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen. „Moment. Bis eben war ich doch – nur – ungeplant schwanger, mit dem Status wir würden das Baby als unser Schicksal annehmen, wie alles andere in unserem Leben. Habe ich mich vielleicht verhört?“
Ich bekam schlagartig Gänsehaut am ganzen Körper, war tief im Inneren berührt und mir stiegen die Tränen in die Augen. Als würde mir ein Kloß im Hals stecken musste ich hart schlucken und stammelte: „Das ist der Geburtstag meiner verstorbenen Mama!“. Die Helferinnen sahen von Ihrem Schreibtisch hoch und zack waren alle beide in meinem Gefühl und blickten mich wortlos mit feuchten Augen an. Keiner von uns musste etwas sagen. Es war offensichtlich, dass dieses Baby aus gutem Grund auf den Weg geschickt wurde.
Selbst wenn das kleine Würmchen nicht genau an diesem Tag geboren werden sollte, so war das alles in allem die Krönung dieser nicht existierenden Kinderplaung und für mich ein ganz wunderbarer Mix aus (unbewusster) Bestellung beim Universum, Manifestation und ganz sicher unserer Bestimmung.
Eine Reise, die mich stark veränderte
äußerlich & innerlich
Während sich in den ersten Monaten der Schwangerschaft äußerlich kaum etwas veränderte (es gab also auch kein wirkliches Babybäuchlein, welches ich euch hätte präsentieren können – warum erzähle ich euch im nächste Beitrag), so kam innerlich enorm viel in Bewegung und einige Prozesse wurden angestoßen.
Mit dem heutigen Wissen und der Erfahrung, die ich durch dieses Baby, diese Schwangerschaft bisher sammeln durfte, weiß ich ganz genau weshalb meine Mama hier ihre Hände im Spiel hatte. Ich bin unendlich dankbar für jeden Moment und dafür, dass es sich so anfühlt als würde mir das Leben, nachdem es mir einen so elementaren Baustein meiner Selbst genommen hatte, etwas zurückgeben. Es ist als wäre meine Mama noch hier und ihrer elterlichen Pflicht nachgekommen wie nie zuvor. Sie hat mich gewissermaßen erzogen, geführt und gelehrt. Aus Ängsten wurde Freiheit, aus Unruhe Ausgeglichenheit. Alles ist in Balance und ich habe endlich Verständnis für die Existenz des Schlechte, denn es steht stets in Verbindung mit dem Guten – ich glaube an mehr als das was wir sehen, erklären und greifen können. Aber allen voran glaube ich jetzt endlich mal an mich und vor allem mir selbst!
Ich habe wahnsinnig viel über das Thema Eigenverantwortung lernen dürfen, mich erstmals in einer anderen Art und Weise auf meinen Körper fokussiert und meine (Schwangeren-)Bedürfnisse kennengelernt, gehört. Ich habe mich psychologisch und auch physiologisch behandeln lassen und das weitergeführt, was Experten begonnen haben. Auch die Geburt von Luis habe ich nun endlich verarbeitet, meinem Körper und auch mir verziehen, da ich endlich verstanden habe. Ich erzähle bald ein bisschen mehr über die letzten Monate über all das HIER und natürlich über die Nebenschauplätze in meinem Leben.
1 Antwort
Gedanken über & Wünsche für mein Leben - Jahreswechsel 2021 / 2022
02 . 01 . 2022[…] weil es sich darüber hinaus nach so viel positiver Veränderung anfühlt. In dem Beitrag zur zweiten Schwangerschaft habe ich bereits erzählt, dass mich dieses Kind auf eine Reise zu mir selbst geschickt hat. Es war […]