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Wie etabliert man erfolgreich eine Stillbeziehung? Mal abseits der Lektüre war die Tatsache „ein Kind zu stillen“ für mich absolutes Neuland. Ich wollte von Beginn an so wenig wie möglich eingreifen und habe gehofft das Ganze regelt sich von allein. #trustinnature Nach einer 26-stündigen Geburt mit einem ungeplanten Kaiserschnitt, hätte tatsächlich alles anders laufen können – ich weiß. Glücklicherweise war das Schicksal in dieser Angelegenheit auf unserer Seite und mein kleiner Engel managte unser erstes Zusammentreffen fast vollständig alleine (eben ein richtiger Kerl!).
Das erste Andocken erfolgte wenige Minuten nach der Geburt im (Wehen-) Zimmer. Aus meiner Lektüre (intuitives Stillen) wusste ich, dass der Instinkt eines Neugeborenen es unmittelbar zur richtigen Stelle an der Brust führt. Erfolg hinsichtlich unseres ersten Aufeinandertreffens war für mich enorm wichtig, um nicht zu sagen vonnöten. Ich glaube ich hätte mein (Ur)Vertrauen in die Natur komplett verloren wäre dies ebenfalls nicht so gelaufen wie erhofft. Was die Geburt angeht war ich ja auch zu 100% sicher ich würde den natürlichen Weg gehen dürfen.
Ich ließ mein Kind einfach machen. Luis – zu diesem Zeitpunkt noch ein „rosa Schweinchen“ mit geschlossenen Augen – lag auf meiner Brust und robbte irgendwann von ganz alleine an mir herunter und begann an der richtigen Stelle zu nuckeln. Ich platze beinahe vor Stolz – auf ihn, auf mich.
Geschafft!
Das sogenannte Eingrooven von Brust & Baby
Die darauffolgenden Tage waren alles andere als leicht, ganz ehrlich. Eine solide Stillbeziehung an sich, ist wirklich nichts, was mal eben schnell eingeführt ist. Unabhängig hiervon war ich ja durch den Kaiserschnitt enorm eingeschränkt. Die meiste Zeit habe ich platt wie eine Flunder im Bett gelegen und war auf die Hilfe meines Freundes und der Schwestern der Wochenbettstation angewiesen. Ohne dieses Team hätten Luis und ich heute sicherlich niemals so eine wundervolle Stillbeziehung. In den ersten drei Tagen benötigte ich (fast immer) Unterstützung beim Anlegen des Kindes. Nicht wegen „des Andockens“ an der Brust (das funktionierte wirklich tadellos #BARACUDABABY), sondern um mich überhaupt in die Höhe bzw. das Kind zu mir zu bekommen.
„Luis trank wie ein Weltmeister.“
An das ziehende Gefühl innerhalb der Brust durch das Saugen des Babys musste nicht nur ich mich erst einmal gewöhnen, auch meine Brustwarzen waren anfänglich etwas überfordert. Der Kleine zeigte jedes Mal, dass er geplant hat ein ganz großer Junge zu werden und trank wie ein Weltmeister. Intensiv und ausgiebig; oftmals sogar beide Brüste (bis zu 30⁄40 Minuten). „Mein lieber Herr Gesangsverein“, wie man bei uns in der Umgebung sagen würde…
Besonders der Milchspendereflex, der kurz nach dem Nuckeln des Säuglings einsetzt, bereitete mir am Anfang Schmerzen. Die Brust wird hart und es fühlt sich so an als würde sie sich (innerlich) zusammenziehen. Die MuMi (=Muttermilch) tropft dann plötzlich aus der Brustwarze und diesen Fluss in den Milchdrüsen spürt man eben. Es dauerte meist 1 – 2 Minuten bis dieses Druckgefühl verschwand. Keine Sorge. Hat man sich erst einmal eingespielt empfindet man dies nicht mehr als unangenehm. Am Anfang ist das jedoch nichts für schwache Nerven, insbesondere da quasi „minütlich“ Wiederholungen angesagt sind. Ich kann mir vorstellen, dass besonders diese sensitive Phase am Anfang die ein oder andere Stillbeziehung killt, aber alles reine Gewohnheitssache ; )
#CLUSTERFEEDING in einer Stillbeziehung
Am zweiten Tag nach der Entbindung „clusterte“ der Kleine sehr doll, was sich übrigens in den ersten sechs Lebensmonaten von Luis mehrmals wiederholt hat. Glaubt mir: Wenn die Brüste könnten, dann würden sie in diesen Momenten sicherlich davonlaufen…
Hinter Clusterfeeding verbirgt sich in erster Linie in einem extremen Trinkverhalten der Babys. Kurz nach der Entbindung ist dies nötig für die Regelung des Milcheinschusses (Faustregel: Nachfrage regelt Angebot). Es äußert sich insofern, dass das Baby in sehr kurzen Abständen immer wieder an die Brust angelegt werden möchte. Manchmal begann Luis die Brust zu suchen just in dem Moment als er abgelegt wurde. Wow das war hart! Wie oft ich meinen Freund vorwurfsvoll anblickte und mir wünschte er würde unser Kind stillen. „Ich kann nicht mehr!“
Milcheinschuss, aber Hallo!
Wir haben uns entschieden unser Kind nicht an einen Schnuller zu gewöhnen, was wir die ersten Wochen auch eisern durchgezogen haben. In diesen Cluster-Momenten im Krankenhaus wollte ich Luis unglaublich gerne einen Schnuller zum Nuckeln anstelle meiner Brust anbieten. Im Nachhinein weiß ich das wäre ganz fatal gewesen in Hinblick auf meine Milchbildung. Ich bin froh, dass ich nicht aus Verzweiflung in Eigenregie gehandelt habe und auf meinen Freund, die Schwestern gehört habe. Lasst es mich so ausdrücken: Wir Frauen müssen uns hier einfach durchbeißen (ist ja nicht so dass wir nicht gerade eine Geburt hinter uns haben und neun Monate Schwangerschaft…).
Ich ließ das Clustern also zu und wurde am darauffolgenden Tag mit einem super Milcheinschuss belohnt (kann in der Regel bis zu fünf Tage dauern). Luis hatte sich sein Milch-Abo eingerichtet. Mir standen die Brüste zwar bis zum Hals, aber ich war stolz auf mich. Stolz auf mein Durchhaltevermögen, meine „Härte“. Das mag albern klingen, aber für mich war das echt kein Zuckerschlecken und ich bin der Meinung ich bin hart im Nehmen.
Mama sein = Akkordarbeit
Ab diesem Moment hieß es stillen – kühlen – stillen – kühlen. Ich hatte einen neuen Fulltime-Job: Mama sein. Eine Akkordarbeit mit schwindend geringen Pausen/Nickerchen. Ich würde lügen würde ich behaupten, dass ich das Still-Handtuch nicht gerne in der ersten Woche geschmissen hätten. Lediglich mein eiserner Wille verhalf mir über den Anfangsschmerz hinweg. Schwächelte ich, so stärke mich mein Freund und die Aussicht auf das was kommen würde: Eine ganz wunderbare Stillbeziehung, letztendlich das beste für mein Kind.
Keine Panik, die guten Nachrichten folgen…
Mit jedem Stillvorgang wurden wir beide besser, mit jedem Mal mehr ein Team. Luis und ich groovten uns ein. Er trank, war folglich ein sattes & zufriedenes Baby. Ich verstand schnell, dass sich daraus ein stimmiger Kreislauf bilden musste. Er brauchte die Brust, aber die Brust brauchte auch ihn – wir einander. Es war schmerzlindernd für mich waren die Brüste nicht mehr so prall gefüllt, nachdem Luis getrunken hatte. Zuhause angekommen stillten wir gemäß unserer im Krankenhaus erlernter Routine weiter. Mit jedem Tag mit dem es mir besser ging, fiel mir auch das Stillen leichter und unsere Stillbeziehung verbesserte sich unaufhörlich.
Die letzten drei Monate der Schwangerschaft und das viele „Liegen“ verhalfen natürlich nicht den Kaiserschnitt leicht zu verarbeiten. Was heute Standard ist, war zum damaligen Zeitpunkt undenkbar: im Bett stillen. Das ist Gold wert und ich rate jeder Mami dazu. Kein Licht, keine Action, Kind & Mutter können einfach direkt weiterschlafen. Bis zur 12. Woche musste ich für jede Still-Einheit aufstehen, über die Seite versteht sich. Ich stillte viel am Esstisch (gegessen wird am Tisch *joke*), indem ich den Kleinen auf ein großes Kissen legte und mich seitlich auf einem Stuhl setzte und an den Tisch lehnte. So konnte ich die Brust gut im hinteren Bereich leeren, was heute übrigens nicht mehr nötig ist. Auch der Schaukelstuhl im Kinderzimmer war eine Hilfe. Hier kamen wir leicht ohne große Bauchanstrengung rein und raus, die Lehnen stützten perfekt.
Unersätzliche Tools für den Anfang
- Pflege für die Brustwarzen (Lanolin)
- Still-Einlagen
- Kochsalzlösung, Tupfer, Schlauchverband für den sogenannten Donut (Geheimwaffe!)
- Still-BH
- manuelle/elektrische Milchpumpe
- Globuli Phytolacca/Bryona
Im Krankenhaus wäre ich ohne Burstwarzenpflege umgekommen und auch der Tipp mit dem Donut hat enorm geholfen um die Brustwarzen zu entlasten. Zuhause angekommen war für mich rückblickend das wichtigste die elektrische Milchpumpe „Ultra Comfort“ von Philips Avent. Mein Alltagsheld und wahrer Helfer in der Not. Da wir bedürfnisorientiert erziehen wecken wir Luis nicht für eine Mahlzeit, wir stillen nach Bedarf. Natürlich schläft ein Baby nicht immer gleich lang oder kurz. Ich hatte mehrmals mit einem Milchstau zu kämpfen. Mit einer Milchpumpe kann man die „angestaute“ Milch rechtzeitig abpumpen und die Burst entleeren, wenn das Kind einmal länger schläft als geplant.
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Die „nicht benötigte“ Milch haben wir entweder später aus den mitgelieferten Naturnah-Flasche von Philips Avent gefüttert (was Mutti etwas Luft verschaffte), eingefroren oder für das Babybad verwendet.
Status quo? Alles noch genau so.
Luis wird am 26.07.2018 sechs Monate alt. Ich blicke auf ein halbes Jahr Stillbeziehung zurück und habe nicht vor in Kürze damit aufzuhören. Luis soll sich im Idealfall selbst abstillen.
Es ist definitiv eine Art Intimität mit meinem Kind, die ich so nicht missen wollte – ein wirklich unbeschreibliches Gefühl. In manchen Momenten verlangt ein Baby nicht aus Hunger- oder Durstgefühl nach der Brust, sondern aus dem Bedürfnis heraus beruhigt zu werden. Auch Luis holt sich während des Stillens Liebe, Zuneigung und vieles mehr. Ist er aufgeregt, kommt er so runter und entspannt sich. Wir beide genießen die Nähe, den Hautkontakt. Nicht selten schläft er auch oft an der Brust ein. Ach und wenn er Schmerzen hat ist Stillen auch ein wahres Wundermittel ; )
Wie besonders es ist, dass uns Müttern von der Natur dieses Werkzeug gegeben wurde erklärt sich von selbst – nicht wahr?
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- das Produktsponsoring hat keinerlei Einfluss auf meine Meinung » Vielen Dank an Philips
Maria Meyer
10 . 02 . 2021Danke für den tollen Beitrag. Hilfreich fand ich die Liste von unersetzlichen Tools für den Anfang. Auch die Infos zum Thema Milchpumpe fand ich toll, „angestaute“ Milch rechtzeitig abpumpen ist manchmal bestimmt ein Lebensretter! Ich selber werde bald Mutter und möchte mich rechtzeitig auf alles vorbereiten und schon einkaufen was gebraucht wird.
Janina
16 . 02 . 2021Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete ;) Alles Gute für die Schwangerschaft und anstehende Geburt.
Alexander Kritzner
24 . 07 . 2018Meine Frau und ich erwarten selber ein Kind. Manchmal ist es schon schwer, sich vorzustellen als Man, wie sich eine Frau fühlt und wie es ist in der Position der Mutter zu sein. Danke für den informativen Beitrag. Ich denke es ist hilfreich um sich in die Position seines Partners zu versetzen auch mal andere Meinungen zu hören. Was würdest du im Bezug zu einer Vaterfigur in dem ganzen beitragen damit das alles besser und harmonischer abläuft.
Liebe Grüße.