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Ich befinde mich in einem Prozess mit mir selbst. Die Anstöße hierzu erhielt ich immer wieder von innen heraus, meistens sanft, manchmal aber auch kräftig. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Phasen, die mir aufzeigten, dass irgendetwas nicht stimmig ist. Konkret: Ich erkannte Muster in meinem Leben. Welche die mir nicht gefallen! Oder formulieren wir es besser so: Etwas in mir fühlt sich nicht richtig an, ignoriert, aufgeschoben.
Ich weiß um meine Themen von Beginn meiner Kindheit an, bis zu dem letzten großen einschneidenden Erlebnis, dem Tod meiner Mama vor anderthalb Jahren. Nichts davon habe ich je aufgearbeitet. Warum auch? Die Dinge sind wie sie sind, so ist das Leben. Positiv wie negativ. Wir sind und dabei gut genauso wie wir sind. Genau das wird uns suggeriert, vermitteln wir uns gegenseitig. Wir sind ständig bereit unser Äußerliches anzupassen, gehen bspw. nach einer Trennung erst einmal zum Frisör, aber oftmals zu fein oder arrogant uns zu fragen: „Gibt es etwas an meiner Person, was schlecht ist und besser sein könnte? Ist da etwas in mir, dass mir das Leben erschwert? Und wenn ja, bin ich bereit mich ernsthaft weiterzuentwickeln?“
Mir geht es gerade nicht schlecht. Im letzten Sommer jedoch hatte ich eine Zeit da fühlte ich mich körperlich durch die seelischen Faktoren zum ersten Mal so richtig eingeschränkt. Unangenehme Phase. Ich holte mich nahezu selbstständig wieder aus diesem Loch. In erster Linie und das zeigt auch der Beitrag „Zeit zu verschenken!“ – über das Bedürfnis zu gelten (Teil 1), ging ich davon aus mich aus meinem Geltungsbedürfnis heraus übernommen zu haben. Sicherlich, aber in Wahrheit ist da einfach noch viel mehr.
Psychologische Konfrontation
Ich will diesen Prozess jetzt anstoßen, versuchen meine Motivation in Gewohnheit überzuleiten. Das Besondere? Ich handle zum ersten Mal richtig bewusst aus zu 100% persönlichen, „egoistischen“ Motiven meinem Selbst gegenüber, wie ich zuvor niemals tat.
War in der Vergangenheit die Motivation derart groß, dann meist durch äußerliche Faktoren. Ich bin wirklich ein fremdgesteuerter Mensch. Die Bedürfnisse anderer Menschen triggern mich unglaublich. Für mich ist es Fluch und Segen „zwischen den Zeilen lesen zu können“. Und mein Harmoniebedürfnis killt meine Selbstliebe. All das lässt mir keinen Raum für Egoismus. Zu erkennen, dass mich so vieles steuert und ich wenig bis gar nicht MEIN EIGENER KAPITÄN bin, ist eine krasse Erfahrung. Das ist definitiv schlecht und verlangt nach Veränderung!
Wurde mir das in die Wiege gelegt oder ist gar genetisch veranlagt? Beides, nein. Wir alle sind wie wir sind, weil wir Menschen um uns herum haben, die auf bestimmte Weise geprägt sind. In diesem Moment muss ich an den die Twilight-Serie denken, da in diesen Filmen, die Wölfe sich in Ihrer Jugend auf ein anderes Wesen prägen. Dargestellt wird das in Form einer Abhängigkeit, weiter als Ergebenheit, Unterlegenheit dargestellt. Ich finde im realen Leben ist das definitiv genauso. Ich bin abhängig von erlernten Verhaltensmustern, die mir beigebracht wurden, an denen orientiert ich mich im Laufe meines Lebens weiterentwickelt habe.
Das ist dir in die Wiege gelegt worden!
Ist das psychologische Konstrukt, dass in unserer Kindheit/Jugend geschaffen wird, nur zur Hälfte gut und zur anderen schlecht (was realistisch erscheint), genügt das schon aus, dass wir uns während des Heranwachsens in bestimmter Art und Weise negativer polen als es richtig und gut für uns ist. Wir bemerken das nur nicht. Manche Menschen sind sogar derart flach (wie es N., ein bewundernswerte und starke Frau, in einem Gespräch kürzlich bezeichnete), dass sie es niemals bemerken werden. Jene Personen werden sich länger als andere in ihrem Hamsterrad drehen, ihre schlechten Gewohnheiten, Verhaltenszüge pflegen und vermeintlich niemals ihre persönlichen Muster aufbrechen. Andere wiederum erkennen es rechtzeitig, weitere erst dann, wenn es sie bereits krank, einsam oder depressiv gemacht hat.
Sich weiterzuentwickeln und damit meine ich die bewusste Arbeit mit sich selbst ist schwierig, anstregend, hart und leider auch kein Prozess, der „mal eben schnell“ durchlaufen ist. Das Ergebnis dieser Arbeit mit sich selbst ist aber das größte Geschenk was wir uns selbst machen können!
Ich bin soweit!
Häufig war ich der Meinung ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem es nötig ist sich nach innen zu richten. Das tat ich auch jedes Mal, jedenfalls ein bisschen. Jedoch handelt es sich hierbei um ein Programm, was ich nie vollständig durchgezogen habe. Ich lernte dazu, doch in viel zu kleinem Rahmen über einen deutlich zu kurzen Zeitraum. Denn: Erlernte Muster, einige davon, pflegen wir vielleicht bereits mehr als ein Jahrzehnt. Das geht nicht von heute auf Morgen. Meine Erwartungen sind heute anders, real.
Ich verinnerlichte in der Vergangenheit meist zu wenig. Tat es nur mit halbem Herzen. Schade, dass mir die Arbeit mit mir selbst bisher nicht am wichtigsten von allem war! Dabei erscheint es doch nur logisch, dass eine überarbeitete Version meiner Selbst mich in meinem Leben weiterbringen wird und sich das auch positiv auf meine Mitmenschen auswirken wird.
Mangel an Motivation, Angst/Unsicherheit
Gefühlt wurde es mir erst gestern klar. Es mangelte mir schlichtweg an der Motivation mir selbst gegenüber. Man könnte nun behaupten ich war noch nicht so weit, was ich in Bezug auf die Verarbeitung des Todes meiner Mutter auch häufig tue. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann war ich zum einen feige, verstaue lieber alles ordentlich und schön sortiert in Kisten, aber eine davon zu Öffnen kam für mich nie in Frage. Ich bin heute sicher, dass mein Unterbewusstsein weiß, dass jetzt genau der richtige Moment dafür ist.
Was sich geändert hat…
Heute ist es mir egal was passiert. Ich bin inzwischen an einem Punkt, dass ich will, dass passiert was passieren muss. Die vermeintliche Tragweite verunsichert mich nicht mehr. Jede einzelne Kiste möchte ich öffnen. Zum allerersten Mal verspüre ich den Drang danach in mir aufzuräumen. Ich bin motiviert. Das aber auch nur, weil ich plötzlich weiß, dass so vieles was mich einschränkt, am Handeln hindert, meine Gedanken einnimmt dann endlich geklärt sein wird. Struktur und Klarheit? Ich liebe das doch! Beginnen wir also mit mentaler und psychischer Hygiene.
Ab sofort bin ich nicht mehr feige, sondern freudig aufgeregt und erkenne die Chance in jedem Tag ihn besser machen zu können als den gestrigen. Es ist als wäre mir nun endlich klar, dass das Aufarbeiten von bestimmten Themen, die tief in meinem Geist verankert sind mich als Mensch befreien wird. Das mag poetisch klingen (i like), vielleicht auch ein wenig esoterisch (like it too), aber ich bin überzeugt davon! Persönlichkeitstrainer behaupten übrigens mindestens einmal im Leben sollte jeder auf diese Art und Weise in sich aufräumen ; )
Ich bin mir selbst der Nächste!
proximus sum egomet mihi
Ein Zitat aus dem Stück „Andria“ des antiken römischen Komödiendichters Publius Terentius Afer (Terenz, zw. 195 und 184 v. Chr. – 159 oder 158 v. Chr.).
Der Dichter Terenz wollte, dass dieser Satz mit einer ironischen Bitterkeit ausgesprochen wurde. Demnach gilt es also seit 195 vor Chr. – ich meine, wie lange ist das her – als schlecht sich selbst allen anderen Menschen voranzustellen? Interessant. Aber und da zitiere ich Claudia Engel aus einem ihrer Podcast-Folgen: Bei einem Notfall im Flugzeug ist es dann wiederum wichtig und richtig sich selbst vor allen anderen die Maske aufzuziehen. Claudia sagt weiter: „Wir können niemandem helfen, für Andere Da sein, wenn wir uns selbst nicht helfen.“ An diesen Worten orientiert erscheint es mir prinzipiell nur logisch und sinnvoll egoistisch zu sein.
Ich stelle mir stets viele Fragen und bin mit Sicherheit einer dieser Menschen, die viel nachdenken, gründlich recherchieren und das ganze meist auch schriftlich reflektieren. Schön und gut. Nur weshalb hat(te) alles in meinem Leben, um mich herum einen höheren Stellenwert als ich selbst?
Einfaches Beispiel
Ich stelle auf meinem Blog & Co. Produkttests online, was mir echt Spaß macht. Weshalb kommt das vorrangig meiner persönlichen Texte? Wenn es doch genau diese Texte sind, die für mich selbst den größten Mehrwert darstellten. Berufskrankheit? Oder schieben wir es auf den Einzug der Influencer in diese Szene? Äußerliche Einflüsse haben in ihrer Wirkung mich von meinem Weg abgebracht. Die Relevanz der Inhalte der Postings ist vor allem auf den Mehrwert für die Leser ausgelegt. Wo bleibt der Mehrwert für einen selbst? Die Sonnencreme für 30€, die ich mir jetzt nicht kaufen musste? Ich verstehe überhaupt nicht warum ich aufgehört habe zu schreiben… Ich bin verärgert darüber. Sein und Schein, Haben und Nicht-Haben hat mich an der Stelle zu sehr eingenommen. Ich habe mir Selbst genommen, was mir gut tut.
Es fühlt sich ein wenig unangenehm an das zu schreiben, weil uns allen doch eigentlich klar sein müsste, dass wir uns selbst am Nächsten sein sollten. Muss es aber gar nicht, denn natürlich kommt diese Gefühl nicht ohne Grund auf. Alle predigen das Wort Selbstliebe, wie auch ich in der Vergangenheit, aber diese kommt eben nicht ohne Egoismus aus. Das ist mir erst jetzt klar geworden.
Purer Egoismus. Oder Liebe zu sich selbst?
Ich persönlich bin/war nicht egoistisch,wenn dann würde ich mich eher als selbstzerstörerisch bezeichnen. Ich war lange der Überzeugung, dass Egoismus etwas ist, dass ich nicht haben will. Dass ich mit Stolz von mir behaupten kann, dass ich nicht egoistisch sei. Meinen Freund ziert das Wort EGOIST in Form einer Tätowierung vom Nacken bis zum Hintern. Lange verstand ich nicht, wie er sich dieser Wort und dann auch noch in der Größenordnung tätowieren lassen konnte. Warum will er, dass jeder, ohne ihn zu kennen, weiß, dass er ein Egoist ist? Ganz einfach: Er steht für diese Charaktereigenschaft, identifiziert sich mit diesem Wort und ist, was ich bestätigen kann, dennoch wirklich ein sehr guter Mensch und alles andere als nur auf sich selbst fixiert. Er versteht es jedoch in den richtigen Moment zunächst an sich zu denken, verstrickt sich nicht in Abhängigkeiten oder den Bedürfnissen anderer und tut grundsätzlich nichts worauf er keine Lust hat. In dieser Hinsicht ist er wohl mein bester Lehrer.
Wie definierst du Egoismus? Ist es für dich notwendig diesen in gesunden Egoismus und ungesunden zu unterteilen, um dich mit dem Wort identifizieren zu können? Häufig erlaubt das Unterteilen von Egoismus in diese beiden Kategorien es uns Menschen erst, dass wir auch einmal laut behaupten können: Ja, ich bin ein (gesunder) Egoist! Ein wenig armselig. Schaut euch mal die Definition von Egoismus im Duden an. Sie endet mit dem Wort Eigenliebe ; )
Egoismus = [Haltung, die gekennzeichnet ist durch das] Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person, nach Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche ohne Rücksicht auf die Ansprüche anderer; Selbstsucht, Ichsucht, Eigenliebe
www.duden.de/rechtschreibung/Egoismus
Gesunder Egoismus bedeutet, dass du dich gut um dich selbst kümmerst und auf deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse achtest.
Klingt einleuchtend und dennoch sind manche Menschen, wie ich, nicht in der Lage dazu. Es genügt nämlich nicht ein guter Theoretiker zu sein und Ratschläge verteilen zu können. Man muss selbst überzeugt davon sein, dass es richtig und wichtig ist, dass die eigenen Bedürfnisse an erster Stelle stehen und man erst dann in allen wirklich zufrieden, glücklich sein und in allen Bereichen herausragende Leistung erbringen kann. Denkt einmal über Folgendes nach : Würde jeder mehr auf sich achten, auf das Befriedigen seiner Bedürfnisse, wären wir alle wohl deutlich zufriedener. All die Menschen jedoch, die wie ich vergebens darauf warten, dass man sie sieht und ihnen schenkt, was sie brauchen, leiden.
Ungesunder Egoismus heißt, dass du andere zu deinem eigenen Vorteil ausnutzt oder versuchst, ihnen deinen Willen aufzuzwingen.
Es ist menschlich, dass wir aus bestimmten Situationen einen Vorteil für uns ziehen wollen und hierbei womöglich auch anderen den eigenen Willen aufzwingen. Das passiert uns mit Sicherheit täglich mit dem Partner, unseren Kindern, der Familie, Freunden oder Kollegen. Nur ist dann die Rede von sogenannten Übereinkünften, Kompromissen. Ahja.
Nimmt mein Gegenüber an, was ich gerne will, dann ist das doch in Ordnung (solange es keinen Mangel bedeutet in Bezug auf die menschlichen Grundbedürfnisse). Umgekehrt läuft oder sollte es doch genauso laufen. Und nur diejenigen, die einfordern ihre Bedürfnisse befriedigen zu dürfen werden hierbei nicht übergangen. Ich will damit sagen, dass auch „ungesunder Egoismus“ etwas Gutes haben kann. Ich meine, wir sprechen hier ja nicht davon einer anderen Person in der Wüste nichts von der letzten Flasche Wasser abgeben zu wollen. Das wäre schlichtweg unmenschlich. Die Rede ist vielmehr davon den eigenen Wunsch zu erkennen und die Dinge so auszurichten, dass sie vorteilhaft sind.
Steh für Dich ein! Sei egoistisch. Du selbst solltest Deine größte Motivation sein. Ich will es auch versuchen!
Und was meinst du?